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Freitag, 23. Mai 2008

Kommunikation Rogers "Hören"

Kommunikation kann etwas magisches sein. Ein Gespräch, das ein Leben lang nachhallen wird, weil es uns so bewegt hat. Ich mache mir viele Gedanke und lese auch viel über die Kommunikation mit Menschen und ich versuche sie weiterzugeben. Dabei habe ich nicht den Anspruch, etwas allgemein gültiges und unwiderrufbares zu erschaffen. Mir geht es nur um meine Erfahrungen, die ich gemacht habe. Wenn sie jemand teilt, dann freut es mich. Wenn jemand anderer Meinung ist, dann nehme ich das zur Kenntnis, wissend, dass es in vielen sozialen Fragen schier unmöglich ist, allgemeine Aussagen zu treffen. Leider machen dies immer wieder gerne und fast durch die Bank alle Verhaltensforscher.
Ein wichtiger, völlig banaler Aspekt ist das "hören." Wie fruchtbar es sein kann, wirklich zu hören und welchen Spaß es auch machen kann. Interessant ist es, wenn man mit Menschen beispielswiese politisch debattiert und man stellt ihnen eine Frage. Statt auf die, womöglich unangenehme oder schwierige, Frage zu antworten, bekommt man eine tadellose Antwort auf eine völlig andere Frage. So etwas zu sehen und zu hören, ist manchmal ein wenig traurig, da dieser Mangel an Verständigung so viel Verwirrung und Streit auslösen kann.
Für mich ist es eine unheimliche Befriedigung, jemanden zu hören. Wenn man eine Person hört, kann man mit ihr in Kontakt treten. Diese Kontakte bereichern mein Leben, sie sind die Basis für meine Überlegungen und letzten Endes die Basis für meine "Werke". Ich lerne so viel über Persönlíchkeit, zwischenmenschlichen Beziehungen. Viel mehr, als dass mir das überzeugenste Buch jemals beibringen könnte.
Wenn ich sage, es macht mir Freude, andere Menschen zu hören, so meine ich mit "hören" nicht nur den Wortklang. Ich meine damit ein viel tieferes Hören. Ich nehme durch dieses tiefe Interagieren Teile seiner Gedanken ( die er äußert), seine Gefühle und deren Bedeutung (oder Interpretation) wahr. Und manchmal kann eine scheinbar oberflächliche Äußerung, einen tief erschütternden Schrei. Einen Schrei, der Missstände, Depressionen oder menschliche Nöte zu Tage bringt.
Einen solchen Donner, löste ein Gespräch über das Internet aus. Ich unterhielt mich mit einem 18 Jährigen Jungen, den ich bis dato nicht kannte und mit dem ich auch in Zukunft nicht mehr reden sollte. Nach einigen Minuten fragte ich ihn : "Hast du denn keine Ziele?" Er antwortete :"Nein keine... nun ja bis auf dass ich weiterleben möchte." Diese schlichten Worte lösten in mir ein unheimlich starkes Gefühl aus. Vielleicht wollte der Junge einfach nur sagen, dass er weiterleben möchte. Vielleicht aber, und das erscheint mir relevanter, hat sich der Junge schon Gedanken gemacht und ist zum Ergebnis gekommen: "Ja, ich will weiterleben."
Womöglich hat er schon mit sich selbst diskutiert, ob Selbstmord für ihn in Frage kommt. Ich denke, weil ich bereit war, mit ihm nicht nur auf der Ebene des Inhalts, sondern auch auf der Emotionsebene zu diskutieren und dass ich offen war, für seine "emotionale" Botschaft innerhalb dieser Kommunikation, erzählte er mir zum Ende des Gespräches tatächlich, dass er in Erwägung gezogen hatte, sogar sehr präzise, sich selbst zu töten. Noch erstaunlicher war, dass ich vor einigen Tagen in einem Buch von Carl Rogers einen ganz ähnlichen Fall gelesen habe. Dies ist für mich eine weitere Bestätigung für meine Auffassung von Kommunikation.
Es kann gut sein, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr über dieses unendlich spannende Thema schreiben werde.

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