Ich weiß, viele Menschen haben Vorurteile, entwickeln Hass gegenüber verschiedenste Dinge, die sie meist gar nicht kennen. Und obwohl ich in meinem ideelen Wegen oftmals eines meiner Werte vergesse, die Toleranz, halte ich mich für einen liberalen, verständnisvollen Menschen. Wenn ich ein solches Vorurteil aufschnappe, schüttel ich den Kopf, sage vielleicht einen gehässigen Satz dazu, doch vergesse es im selben Moment wieder. "So sind viele Menschen eben", denke ich mir dabei. Wenn es um Hass geht, bleibt es nicht bei diesem resignierenden Urteil. Wahrscheinlich empöre ich mich, greife Partei für die hassbefallene Partei. Vermutlich würde ich nach einiger Zeit relativ unsachlich, zynisch und sarkastisch werden. Doch irgendwann, vielleicht nicht sofort nach der Diskussion, würde ich auch diese Diskussion vergessen und an andere, schönere Dinge denken.
Etwas ganz anderes ist es aber, wenn mich dieser Hass selbst betrifft, auch wenn er mir nicht direkt gesagt wurde. Da verhalte ich mich oft gelähmt, kann kaum Argumente finden, weiche aus. Dieses mal bin ich nicht empört, ich bin zornig. Ich bin verletzt, weil es um mich geht. Weil ich es bin, der sich angesprochen fühlt. Da klingt der Satz "So sind die Menschen eben" wie zynischer Hohn in meinen Ohren. Soll ich es deswegen akzeptieren? Natürlich nicht!
In solchen Momenten bin ich nicht der selbstbewusste, starke, Julian. Ich fühle mich schwach und ohnmächtig, gegenüber einen Fels voller menschlicher Intoleranz, das so gar nicht in mein Menschenbild passt.
Schwule dürfen ihre Klischees leben, auch wenn ich sie nicht teile. Die Menschen müssen noch stärker differenzieren, auch wenn es schwierig für sie scheint. Niemand, absolut niemand, muss menschenverachtenden Schwulenhass akzeptieren und keiner braucht die Schuld bei sich suchen.
Schuld sind die, die Hass predigen und nicht die, die ihn aushalten müssen.
Mittwoch, 14. Mai 2008
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