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Dienstag, 29. März 2011

Über Authentizität und Hodentöter

Wenn vier Experten sagen
"man kann den Golfplatz bauen"
und dann ein anderer sagt
"ich hab aber Angst"
dann nennt man das "authentisch.".

Das ist eines der Lieblingsworte so vieler Gutmenschen. "XY ist authentisch, er weiß wovon er spricht." Jürgen Hodentöter zum Beispiel ist unsagbar authentisch.
"Denn im Mittelpunkt des Universums von Jürgen Todenhöfer steht Jürgen Todenhöfer, der darunter leidet, dass rund um ihn Menschen darben, hungern und sterben. Er leidet stellvertretend für alle anderen und lässt alle an seinem Leiden teilhaben. Der tote Libyer wird bald vergessen sein, aber Todenhöfer wird weiter leiden. Denn er leidet gern, vor allem, wenn er darüber reden kann wie Margot Käßmann über ihre Begegnungen mit Gott." - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/alt_aelter_franz_alt/
Und weil Hodentöter so viele Freunde hat, von Karsai bis "Freiheitskämpfer" aus dem Irak sowie massige Lybier, weiß er auch, wovon er spricht. Jedoch lässt er sich in seiner unsagbaren Authentizität nicht selten dazu hinreißen, dieselbige für geistreiceh PR Maßnahmen zb für sein neues Buch zu verwenden.:
"Er war in Libyen und führte bei Maischberger Videos vor, die jemand aus seiner Entourage gemacht hatte. Dabei erzählte Todenhöfer, wie ein libyscher Freund von ihm beim Beschuss durch Gaddafis Truppen getötet wurde. Das war in der Tat bewegend - bis Frau Maischberger auf Todenhöfers neues Buch zu sprechen kam, das zufällig vor ihr auf dem Tisch lag, und dazu bemerkte, Todenhöfer wäre gerade auf einer Lesetour. Das heisst, die Libyen-Geschichte, der Tod des libyschen Freundes war nur das Vorspiel zur Buchwerbung."
Welch ein geistreiches Spektakel, wenn man bedenkt, dass Hodentöter keine Gelegenheit auslässt, zb im Irak bei Anschlägen zwischen "Terroristen" und "Freiheitskämpfer" zu unterscheiden. Mir fällt da die trockene Analyse von Claudius Seidl ein, zwar im Bezug auf die RAF, aber Terror bleibt Terror: "Was die Täter uns zu sagen hatten, das haben sie gesagt. Mit ihren Waffen. Der Rest war immer Geschwätz" - Dies sollte sich Hodentöter zu Herzen nehmen.
"Authentisch" ist in dem Zusammenhang eben niemals sachlich oder nüchtern, es ist eher ein Gefühl - eine Art Bauchgefühl. So ein "Bauchgrummeln", eine Vorahnung. Mit der Realität muss das gar nichts zu tun haben - darum geht es den Nutzern dieses Begriffs gar nicht. Es geht schlicht um Stimmungsmache, den Menschen an ihren ureigensten Eigenschaften packen und für sich zu gewinnen.
Und so wird es in Zukunft aber immer Hodentöters geben, weil sein Leid3en eben dieses "authentisch" bedient. Das Leiden, das viel stärker und besser scheint, als jede kritische Analyse, jede Erhebung und jede fundierte Theorie.

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