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Sonntag, 4. Januar 2009

Emanzipation

Ich habe schon früher immer gerne über "Emanzipation" gesprochen. Dabei ging es mir weniger um den Wohlfühlbegriff für alle Linken, also die Emanzipation der Frau, sondern ganz allgemein um das Wort. Und nicht zuletzt hieß mein Fastbestseller, mein unveröffentliches und verschwundenes Buch "Emanzipation der Werte". Das Freimachen, loslösen von verkrusteten Strukturen.
Doch alles fängt im kleinen an. Das edle Ziel der Emanzipationen aus Gesellschaftsstrukturen erweist sich in Wahrheit als ein äußerst mühsamer und unbequemer Prozess. Zunächst wird ein Missverhältnis erkannt. Alleine die Erkenntnis ist so knüppelhart. Wer gibt schon zu, dass ein Teil seines Lebens, das er bis dato geführt hat, sich als altbacken erwies. All das kann nur durch die eisernen Beständigkeit der Reflexion gelingen, eine Eigenschaft, die so simpel und gleichzeitig so einfach ist. Und trotzdem reflektieren so viele.
Hat man den Missstand erst erkannt und ist man gewillt ihn zu ändern, muss man diesen Willen nur noch als eine Art Generalwillen den anderen Menschen erklären. Die Emanzipation muss bei allen relevanten Gruppen ankommen. Nur wenn die Notwendigkeit einer radikalen Veränderung bei allen Beteiligten angekommen ist, kann diese gelingen. Gelungen ist sie in den wunderbaren Errungenschaften der 68ziger Bewegung wie das Anerkennen von Homosexualität. Zwar werden Homosexelle durch den § 175 StGB weiterhin gegenüber Heterosexuellen benachteiligt, dennoch verschwanden Worte wie "Unzucht" und "widernatürlich". Heute ist Homosexualität in Deutschland glücklicherweise nicht mehr eine Straftat.
Dies ist ein Beispiel einer gelungenen Emanzipation. Als eine gescheiterte Emanzipation kann man die immer noch herrschende Ungleichheit von Löhnen zwischen Männder und Frauen bei gleichen Berufen.
Emanzipation ist also kein Wort, das die Frauenbewegung für sich gepachtet hat. Emanzipation ist wahrscheinlich die wichtigste und umstrittenste Begrifflichkeit und Handlungsweise in einer Gesellschaft.

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