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Dienstag, 31. Januar 2012

schwarz und licht

Er sah sich im Spiegel des Fensters,
er mochte sich nicht besonders, jedoch
heute hatte er beschlossen für sich
nicht mehr den nächsten Tag zu leben.
So nüchern wie heute war er noch nie
und das obwohl das Bier neben ihm
sein zweites oder drittes heute war.
Er lächelte sich an, blickte sich an
heute mochte er sich ein wenig mehr.
Wissend, dass es vorbei sein würde;
keine schlimme Kindheit gehabt,
keine schlimmen Schicksalsschläge,
überhaupt nicht dachte er an Schicksal
jedoch überdrüssig geworden
vom eignen Selbst, müde geworden
vom belanglosen, schlichten dahin leben
merkte er wie er müder und müder wurde
spürte die flüssige Wärme, wie sie auf
seine Knie tropfte und auf dem Boden
kein Schmerz mehr, noch ein Schluck
dachte er sich und griff nach der Flasche
jedoch war er zu schwach, ließ sie fallen
er wollte lächeln, jedoch auch dafür
war er zu schwach, viel zu schwach
lustig, dachte er sich, welch Ironie
selbst in seinen letzten Minuten
war er zu schwach um zu lächeln.
Ihm wurde schwarz vor Augen, erst nur
für wenige Sekunden, dann immer länger
das erste mal in seinem Leben
genoss er sich und seine Schwäche;
wieder wurde es schwarz und schwärzer,
als er mit dem Kopf gegen den
Glastisch knallte - die Platzwunde
spürte er noch, genauso wie das Blut,
wie es an der Nase inne hielt
sich noch einmal sammelte und dann
mit einem anmutigen, edlen Tropfen
auf das geöffnete Buch fiel
und sich auf Seite 48 breit machte
und sich weit machte auf neues
schönes dunkles Rot wartete, das schon
sehr bald bräunliche wurde.
Er war schon nicht mehr bei Bewusstsein
etwas wie ein Traum umgarb ihm nicht
kein letzter Film seines Lebens,
zu belanglos zu wenig Aussagen
hatte er produziert, meinte er.
mit einem mal wachte er auf,
erschrocken riss er seine Augen auf,
um ihn rot und schwarz
er spürte jetzt keine Leichtigkeit mehr
vielleicht sind Stunden vergangen
vielleicht nicht tief genug, zu wenig
Alkohol, er keuchte, hatte Schmerzen,
fiel vom Stuhl er weinte und weinte
Verfluchte sich und seinen melancholischen
dummen, unreifen Entschluss,
versuchte sich aufzuraffen,
jedoch war er viel zu schwach
sich aufzurichten, wieder schwarz vor Augen
sackte er zusammen und schlug
mit seinem Gesicht direkt auf den Boden,
ein Schrei, ein gebrochener Kiefer,
ein jämmerliches Wimmern und Blut.
Er sah ein seltsames Flackern,
schwarz und licht und schwarz und licht
ihm wurde übel und brach in seine Blutlache,
so lange bis ihm wieder schwarz vor Augen
wurde und er in dieselbige sank
mit einem dumpfen, leisen Schlag.
Er starb.

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