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Montag, 23. Februar 2009

Der Obsoletismus um den Glauben

In Regensburg gibt es Katholen, die ich sehr schätze und das sind nicht nur mein Bruder und dessen Frau und Kind. Nein, es handelt sich um vier Dissidenten, drei Theologen und ein Pfarrer. Diese unterschrieben den eher harmlosen Protestbrief gegen die Rehabilitation des Neonazis Bischof Williamson. Das brachte den Bischof Müller so in Rage, dass er den Widersachern einen Brief schrieb, in den er eine ausdrückliche" Distanzierung" forderte, da diese dem Ansehen des Papstes schade und sie selbst disqualifiziere".
Harter Tobak. Ebenso überrascht wie ich reagierte einer der Dissidenten, Burkard Porzelt. Er war der Meinung, dass man auch in der katholischen Kirche das Recht auf freie Meinungsäußerung genieße. Im übrigen das gleiche Recht, von dem die Katholen rechts vom allmächtigen Vater, Gebrauch machen.
Auf der Homepage der Diozöse gibt es dagegen etwas sehr lustiges. Eine ähnliche Petition. "Heiliger Vater Benedikt XVI." heißt diese. Dort kann man sich frei für den Papst und "gegen die maßlosen Angriffe gegen unseren Hirten" engagieren - mit nur einem Klick. Und, damit nicht genug, kann man auch etwas gewinnen! Einen von 10 Crossplayern "den katholisch-trendigen MP3-Player im Kreuz-Design!" Na, wenn das nichts tolles ist.
Wenn man mal diese ganze Lächerlichkeit über den Papst abzieht, die sinnlose Debatte, ob Frau Merkel wirklich ihre Meinung äußern darf, ( natürlich darf sie das) und ob man Neonazis in einer Kirche wieder rehabilitieren darf oder nicht, geht es doch um etwas marginales: Es geht um einen alten Mann, der in seiner theologischen Welt lebt und von allem außenrum herzlich wenig mitbekommt. Dieser trifft eine Fehlentscheidung, entweder weil er debil oder schlecht informiert ist. Ds ganze ist peinlich für den Papst, peinlich für die Kirche und belutigend für die Antitheisten. Aber es bleibt, wie gesagt, marginal. Es geht um keine Mullahs, die Atomwaffen bauen möchten, um Selbstmordattentäter oder um irgendwelche Karrikaturen, die fast noch Auslöser zum 3. Weltkrieg waren. Es geht nur um einen alten Mann und um eine obsolete zumindest aber um eine höchst private Frage: Um den Glauben.

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