Seiten

Mittwoch, 2. Juli 2008

Warum ich für aktive Sterbehilfe bin

Viele haben es wohl gelesen oder gehört. Roger Kusch, der ehemalige CDU Justizsenator ( War das nicht der, der etwas mit dem von Beust hatte?) hat einer Rentnerin geholfe, zu sterben - und es dabei gefilmt. Die Öffentlichkeit, allen voran unsere Kanzlerin, sind empört. Man sollte sich , bevor man sich ein Urteil erlaubt, die inzwischen erstorbene Bettina Schardt, 79, anhören. Warum wollte Bettina Schardt sterben?
"Man hat in Deutschland keine Möglichkeit, würdevoll zu sterben", sagt sie nüchtern, "Ich kann nicht sagen, dass ich leide", sagt sie in einer nächsten Sequenz. "Doch manchmal habe ich fürchterlichen Hunger, aber ich bin zu schwach, etwas zu essen. Das Essen ist nur noch eine Pflicht, damit ich bis zum Tod am Leben bleibe." Wer kann, mit moralisch reinem Gewissen und aus tiefer Überzeugung diesen Worten widersprechen? Luxemburgs Definition von Freiheit gilt auch hier.
Viele Menschen haben Angst, alleine und einsam in einem Pflegeheim oder sogar in einem Krankenhaus abgeschoben zu sterben. Ebenso geht es mir. Ich kenne die Pflegeeinrichtungen und den Pflegenotstand. Ich möchte nicht "Der Plutz auf der 87" sein," der nicht mehr isst und trinkt." Kein Politiker, kein Arzt, niemand hat das Recht, sich über den Willen des Individuums zu erheben, spo lange es seine individuelle Lebensführung betrifft und er niemanden damit schadet oder beeinträchtigt. Niemand wird jemals in den Genuss des Anspruches kommen, eine vermeintlich höhere Meinung über ein Thema zu artikulieren, wenn er das Thema nicht selbst so erlebt hat, wie die konkurrierende Meinung. Andernfalls ist es gar keine Meinung, sondern ein Vorurteil. Leben ist ein kostbares Gut und jeder Arzt und Krankenpfleger bemüht sich, es zu wahren. Doch ich glaube, Leben ist nicht unabdingbar und in jeder Form aufrecht zu erhalten. Bevor die Atmung aussetzt und das Leben physisch zu Ende ist, hört man auf zu schlucken. Man hört auf zu essen und zu trinken. Man lebt nicht mehr, man vegitiert. Für mich kein Zustand, in dem ich "leben" möchte. Doch ich würde mich nie mit der unsäglichen Arroganz aufspielen und sagen, niemand darf so sein Leben beenden. Das unterscheidet meine Meinung, mit der Meinungen der konsequenten und in meinen Augen bigotten konsequenten Negierer der aktiven Sterbehilfe. Sie glorifizieren und verherrlichen ihre Meinung als die einzig richtige und diskriminieren die Andersdenkenden, wo wir wieder bei Rosa Luxemburg wären. Freiheit ist immer nur die Freiheit des Andersdenkenden.


Blog-Archiv