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Freitag, 2. Oktober 2009

"Vor allem aber bin ich kein Wendehals"

Wir beginnen mit einer kleinen Quizfrage: Wer oder was ist ein Wendehals?
Aufmerksame Leser oder Kenner meiner nicht ganz humorlosen Bekanntschaften wissen, worum ges geht. Es geht um meinen Lebenswandel und um Menschen, die glauben, darüber urteilen zu können. Vielleicht weil sie noch nie eine politische Meinung reflektiert haben.
Ich bin 2005, nachdem ich ein Jahr bei den jungen Grünen Mitglied war, in die, damals noch, PDS eingetreten. Kurz davor in solid, der sozialistischen Jugend. Was ich nicht wusste: Solid war ein mehrheitlich antideutscher, zumindest aber extremistischer Haufen, der bis auf den Arbeitskreis Shalom wenig sinnvolles zu Stande gebracht hat. Doch das war mir nict bewusst, bzw. blendete ich bewusst oder unbewusst aus. Die PDS und später Linkspartei.PDS war mehr, sehr viel mehr. Sie war ein Lebensgefühl. Links zu sein war für mich nie "in" oder "trend", es war für mich ein Selbstverständnis, eine Grundhaltung, die sich in allem, was ich tat, widerspiegelte. Ich war 24 Stunden Linker. Linke Bücher, linke Zeitungen. Linke Buttons und linke Parolen. Ich war, für das damalige Alter, glaube ich, recht gebildet. Ich las den Spiegel und die Junge Welt. Dass letzteres nicht mehr als ein stupides Propagandablatt ist, wollte ich damals ebenso wenig sehen, wie die Tatsache, dass sich die Linke in vielen Dingen einfach nur bigott verhielt.
Doch mit der Zeit veränderte sich einiges. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum und was es war, doch ich hatte das Bedürfnis, Dinge von meinen vermeintlichen Gegnern zu lesen. Ich begann mit einfachen Standardwerken aus der BWL und der VWL. Dann kam Smith, dann Friedman. Ich war, v.a. vom "Kapitalismus und Freiheit" fasziniert. Mir leuchtete die These ein, dass persönliche Freiheit nur mit der wirtschaftlichen Freiheit einhergehen konnte. In der Zwischenzeit wurdeich Mitglied bei ver.di, was ich bis heute noch überzeugt bin und bin parallel aus solid ausgetreten. Im Sepember 2008 beschloss ich dann endgültig, aus der Linkspartei auszutreten. Sowohl personelle Gründe ( Paech, Lafontaine, Ernst) als auch rein inhaltliche Differenzen waren ausschlaggebend ( vgl http://donhobo.blogspot.com/2008/09/mein-austritt-aus-der-partei-die-linke.html)
Im letzten Monat jährte sich mein Austritt aus der Linken und mein Abwenden dieser Bewegung, die ich bis heute sehr schätze. Ich glaube, die Linke hatte nachwievor ihre Berechtigung in den 60zigern, 70zigern und 80zigern. Doch heute, für mich und für mein Verständnis von Gesellschaft und Politik, halte ich die Linke für obsolet (vgl Austritt Link)
Ich habe den Austritt nicht bereut. Und ich möchte mir auch nicht von Dritten ( damit meine ich nicht die Zähne deren) sagen lassen, ich sei ein Wendehals. Diese Menschen kennen mich offensichtlich wenig genug, um ein korrektes Bild von mir zu haben. Ich bin Liberaler, politisch wie gesellschaftlich. Vielleicht ein wenig anarschistisch angehaucht:P
Nein, Politik und Debatten sind etwas tolles und ein Hoch auf die, die debattieren können. Ich bin kein guter Diskutant, aber ich gebe mir Mühe. Vor allem aber bin ich kein Wendelhals.

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