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Mittwoch, 18. August 2010

Buchtipp:" Die Akte Kissinger" von C. Hitchens

Bis zum heutigen Tag hat mich kein Buch so gefesselt und schockiert. Ich glaube seit dem "Tagebuch der Anne Frank" war ich so emotional, so berührt beim Lesen. Und Emotionen sind seltenes Gut, nicht nur beim Lesen.
Das Buch hat Chrisopher Hitchens geschrieben, für meinen Begriff der Innbegriff für investigativen Journalisten. Der Brite ist die streitbare Person schlecht hin; ob in den USA oder in seinem Heimatland. Der ehemalige Trotzkist, nach Meinung der linken Zeitschrift "The Nation" das größte Opfer des 11. September, schrieb unter anderem die Bücher "Der Herr ist kein Hirte" und ein Buch über den großartigen Thomas Paine.
Im Jahr 2000 und 2001 widmete sich Hitchens dem deutschstämmigen Henry Kissinger. Er war Sicherheitsbeauftragter, Chef des Überwachungsorgan des CIA und US Außenminister unter Nixon und Ford. Hitchens schreibt in beeindruckender Art und Weise über die Vergehen von Kissinger. Daten und Fakten, die erst wenige Jahr vor Veröffentlichung des Buches fregegeben wurden.
Hitchens klagt Kissinger in folgenden Punkten an:

1.Beteiligung an der vorsätzlichen Tötung von Zivilpersonen in Indochina;
2.das vorsätzliche Einverständnis zum Massenmord und später zu einem Attentat in Bangladesh;
3.die persönliche Anstiftung zur und Planung der Ermordung des Oberbefehlhabers der chilenischen Armee General Rene Schneider 1970, um die Präsidentschaft Salvador Allendes zu verhindern;
4.die persönliche Beteiligung an einem Plan, das Staatsoberhaupt des demokratischen Zypern, Erzbischof Makarios, zu ermorden;
5.die Anstiftung und Durchsetzung des Genozids auf Osttimor;
6.die persönliche Beteiligung an einem Plan, einen griechischen Journalisten und Antifaschisten, der gegen die griechische Militärjunta kämpfte (1967-74) und sich in Washington im Exil aufhielt, zu entführen und zu ermorden.
(1-6 aus dem Klappentext)

Das Buch hat mich gefesselt und so wütend gemacht. Wütend, dass ein Land, das in der Tradition der Nürnberger Prozesse steht, selbst nicht in der Lage ist, seine eigenen Kriegsverbrecher anzuklagen. Nixon wurde von Ford begnadigt, Kissinger ist bis heute hochgeschätzt in der ganzen Welt. Doch langsam bröckelt Kissingers Lügenbarrikade; immer mehr kritische Stimmen werden laut. Dieses Buch ist ein Plädoyer an die Gerechtigkeit, an die Gleichheit vor dem Gesetz. Ein Plädoyer, Dinge immer und immer wieder zu hinterfragen und bei Ungereimtheiten, Missstände nicht aufzuhören, nachzuboren. Hitchens ist insofern Vorbild für politisch denkende Menschen.

Hitchens ist im Sommer diesen Jahres an Krebs erkrankt.

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