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Donnerstag, 19. Mai 2011

Über Wendehälse und die, die keine sind

Wendehals ist ein schönes Wort. Stigmatierend, polarisierend, entwaffnend - ja auch mal diffamierend. Aber macht ja nix. Bekannte Wendehälse sind Oskar Lafontaine, Horst Seehofer, Mathias Platzeck - Gemeinsamkeiten sind offensichtlich: Um ihre Karriere zu retten oder erst in Gang zu bringen, scheißen sie auf ihre eigenen und eben noch vertretenen Werte. Und das Volk schluckt es. Wie blöd kann man sein?
Der Begriff als solches wird aber nicht seltener schlicht zur Diffamierung einzelner verwendet; diffamierend deswegen, weil die Bezeichnung für diese Personen schlicht nicht zutrifft. Mehr noch: Es beweist die Argumentationsarmut und Blödheit derjenigen, die bezichtigen. Es gibt einen Unterschied zwischen der allseits bekannten und gern gesehenen Fahne im Wind und der Tatsache, sich weiter zu entwickeln. Zu Erkennen, dass man Meinungen emanzipieren muss.
Joschka Fischer zum Beispiel. Populär war seine Entscheidung nicht, den Kosovo Krieg zu tragen. Er war auch sicherlich keine Fahne im Wind; eine Fahne wäre er gewesen, hätte er sich den ekelerregenden Antikriegsdemos angeschlossen. Ekelerregend deshalb, weil die gleichen Leute "nie wieder Ausschwitz" rufen, sich aber gegen die Intervention im Kosovo gestellt haben, obwohl dort bewiesenermaßen systematisch gemordet wurden. Doppelmoral par excellence; Arschlöcher eben.
Ich bin, nach Meinung einiger, ebenfalls ein Wendehals. Weil ich mal links war, sagen sie. Und jetzt "reaktionär". Als würde ich meine Meinung jeden Sonntag ändern; als würde ich kein Rückgrat haben. Dabei ist die Wahrheit doch ganz anders: Bei näherer Betrachtung wird klar, dass ich in einem Prozess, der ca. ein Jahr andauerte, mich politisch neu justiert habe. Das war 2007/2008 - wir haben 2011. Meinungen ändern sich und bei vielen Menschen wird ihre politische Denke zum Allerseelenfest, weil sie sich eben nicht ändern - weil sie eben nicht reflektieren. Weil sie im Prinzip auch keine anderen Meinungen akzeptieren.
Der größte Wendehals weltweit ist immernoch Horst Seehofer. Er macht seine Partei, die sich zur schlechtesten überhaupt mausert, zur Farce: Noch eben ein Atomstrombefürworter ist er nun die selbsternannte Avantgarde wenn es um Ökoststrom und Atomausstieg geht. Ganz ehrlich: Wer diese Partei, mit diesem Vorsitzenden, ernsthaft zur nächsten relevanten Wahl wählt, katapultiert sich und seinen Verstand ins politische Nichts. Was für ein großes Arschloch muss man sein, um sich selbst, seine Fehler und seine Partei so wenig ernst zu nehmen. Die Errungenschaften der CSU stehen außer Frage - doch das erblasst in den letzten Jahren - Bayern ist tatsächlich im wahrsten Sinne fortschrtittsfeindlich; reaktionär. Das beweist diese furchtbare Partei mit ihrer Haltung zu Ladenöffnungszeiten, Rauchverbot uvm.. Und Würzburg ist in diesem Ekelspießertum noch schlimmer: Kein Bier an den Tanken ab 20 Uhr (es sei denn man ist mit dem Auto da, idiotischer gehts nimmer) ab 23 Uhr müssen Bars ihre Gäste nach drinnen bitten) an manchen Ecken darf man gar kein Alkohol konsumieren - unfassbar festgefahren, unfassbar aliberal. Unfassbar arschlochmäßig.
Aber ich schweife ab.
Wendehals ist ein schöner Begriff, definitiv, und Horst Seehofer hat ihn personifiziert. Doch viele benutzen den Begriff bloß, weil sie ansonsten eine eher dünne Argumentation inne haben. Nicht selten sind diese Leute Choleriker und selbst festgefahren in ihren Meinungen. Aber macht ja nix.

In diesem Sinne, ein nettes Präwochenende :)

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