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Sonntag, 2. Januar 2011

The Art of Hobo; Vorsätze/Vorsätze 2.0

Es ist der Evergreen der Spießer, der Notgroschen der Konservativen und der Seufzer der Progressiven: Vorsätze. Man hört sie entweder vor Silvester; dann mit einem "Hast du schon...", oder nach Silvester; meist mit einem einfachen "Welche....". Vorsätze. Jeder hat welche, wenn nicht, hat er bewusst keine. Aber egal ob Vorsatz oder keinen, bei beiden handelt es sich um Statements.
Prinzipiell ist es verständlich, dass man sich, in Tabula Rasa Manier am Ende des Jahres genau die Dinge für das neue Jahr vornimmt, die man, entweder im letzten Jahr vergeblich versucht hat, zu verändern, oder die einem erst in diesem aufgefallen ist. Oder anders gesagt: Das neue Jahr ist ein willkommener Neustarttermin. Hier kann man sich vom unschönen Dunst befreien, den man angerichtet hat, den man verändern kann und es, hollerradio, verkünden, was man so alles anders machen will. Der letzte Satz ist wichtig, sonst verhält man sich wie Gerd Schröder und seinen Arbeitslosenzahlen, an den er gemessen werden sollte. Ebenfalls empfiehlt es sich, seine Vorsätze nicht so herauszuposaunen. Auch hier greift das Beispiel des Altbundeskanzlers.
Und was ist mit den Antis? "Vorsätze habe ich nicht, warum auch? Was ich verändern will, veränder ich, dafür brauche ich keinen Termin!" Auch die haben irgndwie recht. Warum sollte man auf einen Tag warten, an dem man ausgerechnet alles verändert, alles besser und anders macht, was einem störte? Und vor allem, warum sollte das immer der gleiche Termin sein? Jedes Jahr für jeden? Dass man einen emotionalen oder rationalen Termin braucht, ab man gewisse Dinge ändert, leuchtet mir ein. Warum jedoch sollte das für alle Menschen weltweit der gleiche sein? Das ergibt doch keinen Sinn; hier ist es Zwang oder Gewohnheit; aber nicht wirklich Sinnhaftigkeit.
Noch weniger sinnhaft ist es, wenn man nach 100 Tagen nachftagt, wie es den mit den Vorsätzen steht? Da hat Heinz wieder angefangen zu rauchen und sein Sohn Michael lernt immer noch nicht wirklich für die Schule. Aber was solls, hauptsache am 31. bei der Feier bei den Freunden noch die Vorsätze mutig verbreitet. Warum denn auch nicht, es macht doch jeder und was jeder macht, kann schon mal nicht so falsch sein. Heil Mainstream.
Interessant ist das Wort Vorsatz ansich. Ist das mal jemanden aufgefallen? Schaut euch das Wort mal an. "Vorsatz." Vorsetzen? Wird etwas vorgesetzt? Oder noch schlimmer: Kommt es gar von Vorgesetzter?! Dann ist es klar, dass die Vorsätze nicht eingehalten werden. Wer will schon, außerhalb der Arbeit, etwas von Vorgesetzten wissen. Und "Vorsetzen" ist ebenfalls scheiße, man will sich doch nichts vorsetzen lassen. Das ist ja zwanghaft.
(Die Wahrheit ist natürlich, dass das Wort es vom "Satz" herrührt.)
Fassen wir zusammen: Vorsätze sind prinzipiell immer Statements, selbst wenn man sich bewusst dem Ganzen entzieht. Wirklich Sinn machen sie nicht, denn warum sollte jeder Mensch weltweit große Veränderungen ausgerechnet an einem Termin einleuten; trotzdem ist das Tabula Rasa Prinzip fürs neue Jahr verständlich.
Wäre es da nicht an der Zeit, das Prinzip Vorsätze fürs neue Jahr per se zu überdenken und ihm ein kleines Update zu verpassen? Mein Vorschlag ist erschreckend schlicht und simpel: Am Ende vom Jahr hat jeder Mensch exakt einen Vorsatz: Konsequent zu sein, in den Dingen, die sich über das Jahr ergeben. Die Dinge, die er/sie vielleicht jetzt schon ändern möchte bzw. die sich im Laufe des Jahres ergeben. So spart man sich krampfhaftge Antwortversuche auf die Frage, "welche Vorsätze....".

Ich wünsche euch ein unverkrampftes, angenehmes und fantasievolles neue Jahr.

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