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Freitag, 17. September 2010

Steinbach und der Wille zur Demokratie

Was haben Erika Steinbach und Thilo Sarrazin gemeinsam? Vor allem eines: Sie sind ausgesprochen untelegen.

Wer gestern Maybritt Illner geschaut hat, wird das wohl bestätigen können. (vgl: Broder auf Spiegel Online : http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,717975,00.html) Die aktuelle "Debatte" um den Charakter von Bartoszewski kann an Lächerlichkeit kaum überboten werden. Bartoszewski ist, trotz Auschwitz Vergangenheit Mensch wie Sarrazin, Merkel und der Papst und somit auch nicht vor charakterlichen Unzulänglichkeiten bewahrt. Diese Art von Philosemitismus ist unerträglich und dumm zur gleichen Zeit, wenn man sich die moralich ach so ambitionierten entrüsteten "Debattierer" ansieht. Dazu der Vereinfachung halber wieder Spiegel Online
Der europapolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Michael Link, sagte, Steinbach zündele zum wiederholten Male am deutsch-polnischen Verhältnis. "Bartoszewski ist keine Privatperson, sondern ein Amtsträger." Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, forderte, Steinbach müsse ihrer Ämter als menschenrechtspolitische Sprecherin und Mitglied des Fraktionsvorstands der Union enthoben werden. Sie bewege sich "nicht mehr im demokratischen Verfassungsbogen" und müsse aus der Unionsfraktion ausgeschlossen werden. Die SPD lehnt eine weitere Zusammenarbeit mit der CDU- Abgeordneten ab. "Es ist der Punkt erreicht, an dem eine Zusammenarbeit mit Steinbach im Menschenrechts-Ausschuss nicht mehr möglich ist", sagte der SPD- Obmann in dem Gremium, Christoph Strässer, der "Süddeutschen Zeitung"


Was für eine Heuchelei! Während die oben genanngen Gutmenschen schwiegen, als Steinbachs aufs übelste beschimpft wurde, eschoffieren sie sich bei einer solchen Lapalie. Volker Beck sollte erklären, was eine persönliche Einschätzung mit dem demokratischen "Verfassungsbogen" zu tun hat? Würde Becke ebenso reagieren, wenn Steinbach ihn selbst kritisiert hätte? Oder den Papst? Oder Holger Apfel?
Sie sind alles Menschen, ob gute oder schlechte. Steinbach ging es um eine persönliche Debatte, nicht um die Einschätzung Bartoszewskis Fähgigkeiten als Funktionär. Das ist so demokratisch, wie gegen 3. klassige deutsche Rapper zu klagen oder Kardinal Meißner als Hassprediger zu bezeichnen.
Ich hoffe, der Gute kann mir erklären, warum sich Frau Steinbach nun besonders undemokratisch verhalten hätte. Hierzu habe ich ihm eine Email geschrieben.

Dabei bin ich noch nicht mal auf der Seite von Steinbach. Ich halte sie für einseitig und teilweise zu pathetisch. Jedoch schätze ich Persönlichkeiten, die fernab vom Mainstream ihre Überzeugung vertreten. Das finde ich lobenswert und nebenbei unsagbar demokratisch. Aber in Deutschland scheint es zum guten Ton gehören, Persönlichkeiten, die sich nicht ganz am Mainstream halten, im großen Stil zu diffamieren. Da sind sich auch Medien und Gutmenschen schnell einig und ein fröhliches Bashing beginnt. Beispiele sind Joseph Ackermann ( man erinnere sich an die 25% Rendite - Debatte, die sich nebenbei nur auf das Stammkapital beziehen. Aber so viel Fachkenntnisse sind den "Basher" meist schon zuviel) Eva Herman oder Hans-Werner Sinn ( Juden-Manager Vergleich). Das ist für Deutschland zu typisch; nicht nur ein verklemmtes Verhältnis zum eigenen Land. Viel mehr ist jeder Satz abseits der "Mitte" nicht einfach nur gepflegt konservativ altbacken oder einfach nur rechts, sondern sofort rechtsradikal. Wie oft wurde Sarrazin als Rechtsradikaler oder "Nationalsozialist in Nadelstreifen" genannt? Fernab ob er recht hat oder nicht: Der Automatismus der Gutmenschen und der, Achtung, Gleichschaltung der Medien in der Beziehung ist äußerst bedenklich.

Leute wie Steinbach sind so wichtig für eine Demokratie. Ebenso ist es wichtig, eine Debatte mit ihnen zuzulassen. Steinbach, Sarrazin und Co sind keine Extremisten; sie sind Menschen, die durch ihren individuellen Erfahrungen und Auswertungen von Fakten, auf eine vertretbare Meinung gekommen sind. Sie täuschen sich auch, jedoch ist das menschlich. Sie sind belebend und erfrischend für den so grauen und lahmen Diskussionsstil. Sie sind Adrenalin für die Politikverdrossenheit.
Vor allem aber sind sie keine Rechtsradikalen und in keinem anderen Land, würden solche Rückschlüsse so einheitlich präsentiert.