Nun werden viele, allen voran meine Mutter und diverse Freunde wohl endgültig der Meinung sein, ich habe mich mit dem Virus "Kapitalismus" nicht nur infiziert, es hat auch meine gesamten Organe respektive Gehirn befallen. Wie passend, dass viele dieser Patienten einen Wissenschaft verbinden, die ich ab Oktober studieren werde.
Vielleicht sind diese, und damit bin ich mitten im Buch, gerade weil sie so rational und nah am Geschehen sind, so wenig beachtet. Wahrheit tut nicht nur weh, sie fordert auch auf zum Handeln, das oft nicht minder schmerzhaft ist. Und da "schmerzhaftes Handeln" oft genug unpopulär ist, wird es, gerade in der Politik, gerne vermieden und stattdessen Symbolpolitik und Populismus (oft das selbe) betrieben.
So in etwa, nur schöner, beschreibt Henkel die Politik in Zeiten der Wirtschaftskrise. In seiner gewohnt direkten und einfachen, und dadurch sympathischen Sprache, macht der ehemalige BDI Präsident deutlich, dass nicht die Marktwirtschaft als ganzes versagt hat. Vielmehr hat sie, aufgrund verschiedener Gesetze, aber auch aufgrund der Unwissenheit von Verantwortlichen, unklarer Kompetenzverteilung etc, dieses System selbst außer Kraft gesetzt. Denn diejenigen, so Henkel, die die "neoliberale Politik" damit gescheitert sahen, vergessen, dass eine neoliberale Politik eine solche Krise niemals hätte entstehen lassen. Neoliberalismus ist insich dadurch gekenntzeichnet, dass er der Gesellschaft ein funktionierendes Regelwerk dalegt, in diesem sie sich bewegen kann. Niemand fordert den kompletten Markt, die reine Marktwirtschaft; die vernichtenden Gesetze, die diese Krise so gefährlich für Deutschland machten, wurden in 11 Jahren sozialdemokratischer Regierung verabschiedet.
Für Henkel ist klar: Fehler hat die Politik gemacht, aber auch die Zocker. Er nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund und gibt Einblick auch in der Perspektive des Aufsichtsratmitgliedes Henkel.
Ich empfehle das Buch für all die, die unentschlossen sind und noch wenig über diese Krise wissen. Ich lege das Buch aber auch diejenigen nahe, die sich schon eine fertige Meinung über die Wirtschaftskrise angeeignet haben. Vielleicht erkennen sie neue Aspekte und festigen bzw. überdenken ihren Standpunkt.