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Sonntag, 11. Juli 2010

Strandgespräch

"Der Mond lässt die Dunkelheit ja nicht verschwinden", entgegnete der Junge. "Aber er lässt sie mich ertragen." Er machte zwei kleine Schritte ins Wasser, das jetzt bei jedem Wellenschlag die nach oben gekrempelte Hose strich.
"Du kannst nichts ändern, aber du hilfst mir, einfach nur dass du da bist. Und der Mond bleibt nicht nur bis es wieder hell ist. Man sieht ihn nur nicht gleich, aber wenn man sich genau umsieht, ist er da. Er ist immer da. Du bist immer da. Ver´nstehst du das?" Der Junge blickt seinen Freund intensiv an, der ihm in das Meer gefolgt war. Er nickte und wischte sich eine Träne von seinem Wangenknochen. "Und wenn es wieder nach oben geht, wenn ich ganz oben bin, nehme ich dich mit. Du hast mir den Weg geebnet. Du warst da, als sonst niemand da war. Wirklich niemand... du hast mir den Brief geschrieben, mich angerufen. Das habe ich nicht vergessen, werde ich nie, mein Freund. Du bist so wichtig, so wichtig." Jetzt kämpfte er mit den Tränen. "Es ist mir egal, was andere denken. Es ist mir so gleich, ob das manche aufgesetzt finden. Denn ich weiß es, dass du mich durch die Dunkelheit begleitet hast. Du hast nie gesagt, du könntest alles ändern. Du hast fast gar nichts gesagt, du warst einfach nur da." Es war stockfinster bis auf dem Mond, der für etwas Licht sorgte.
"Es ist kein Pathos, es ist Selbstverständlichkeit für mich", begann sein Gegenüber, der nun direkt neben ihm stand und den Arm um seine Schulter hielt. "Ich weiß einfach, dass du es wert bist. Und somit war es nie eine Frage. Ich habe nie überlegt, ich habe einfach nur das gemacht, was ich im Sinn hatte. Ob es richtig war oder nicht, es kam von Herzen. Es war es einfach wert, mein Freund." Er lächelte ihn an und sie gingen eine ganze Weile am Strand entlang. Bis der Mond immer schwächer wurde, in dem die Sonne aufging und ein neuer Tag anbrach.