Seiten

Donnerstag, 1. Juli 2010

Aber Wulff

Ich bin nicht gegen Wulff. Ich habe ihn hochangerechnet, dass er Niedersachsen auf einen Weg geführt hat, der sich heute sehen lassen kann. Natürlich gibt es pros und contra, aber, Hand aufs Herz, wo gibts die nicht. Ich bin schon lange keiner mehr, der sich, aufgrund eines Parteiausweises, irgendwie beeindrucke lässt. Es geht immer um Menschen, immer um Verantwortung und was Menschen aus Verantwortung machen.
Wulff klebte nie an der Macht. Schon früh hat er den äußérst talantierten Halbschotten McAllister in der niedersächsischen CDU etabliert. Er sah sich nie als Alpha Tier, sich selbst nur als Mittel zum Zweck seiner Ideen. Nie war er der Focus, es waren stets seine Werte. Er wollte moderieren, zusammenführen und vielleicht ist ihm das besser gelungen als die, die immer davon geredet haben.
Nun ist er Bundespräsident und ich bin skeptisch. Warum? Nicht, weil er drei Wahlgänge gebraucht hat; nicht, weil er genau das tat, was er nie wollte - spalten. Nein, Wulff ist und bleibt Berufspolitiker. Seine Biographie war schon früh auf die Politik getrimmt - wenn man sich mit ihm befasst, wird einem schnell klar, dass Politik keine Option, sondern vielmehr ein Axiom für ihn wurde. Er musste Politiker werden, etwas anderes käme nie wirklich in Frage.
Das selbst ist kein Verbrechen - doch gerade als Bundespräsidente, der parteiunpolitischste und ideoligisch, sowie programmatisch am emanzipiertesten Amt überhaupt, sehe ich Wulff gegen Gauck als völlig blass. Gauck wirkt jugendlicher und spritziger als Wulff, wirkt aufgeweckter, integerer, intellektueller - schlicht besser. Und vor allem, und das ist das entscheidenste, wirkt er, als wäre er noch bei den einfachen Menschen.
Doch ich will nicht voreingenommen sein; Wulff verdient eine Chance und wenn er mich überzeugt hat, freue ich mich. Im Sinne dieses sinnhaften Systemns.