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Donnerstag, 28. Mai 2009

Frau Holzmann und die Milch

Vielleicht hätte die Bäuerin Sabine Holzmann noch etwas länger in Hungerstreik treten sollen. So lange, bis es Auswirkungen auf ihre Figur hätte. Aber dann schmeckte ihr die leckere Milch, trotz Dumpingpreise, doch noch so gut. Und der Käse. Und die Butter. Und die Sahne. Und der Schmand. Das sind aber auch leckere Sachen.
Nun, dass die Milchpreise penetrant niedrig sind, ist alles andere als ein Rätsel; sondern lässt sich, nach den Gesetzen des Marktes relativ simpel herleiten. So simpel, dass es auch die Frau Holzmann versteht. Wenn sie nicht gerade im Unterzucker ist.
In Deutschland gibt es fast 100.000 Milchbauern, die täglich 4 Millionen Kühe melken. Die übrigens meist in Zuständen hausen, wie die gleichen bigotten Menschen ihre Hunde und Katzen niemals lassen würden. Aber das ist hier nicht das Thema. Aus diesen 4 Millionen Kühe ergeben sich rund 28 Millionen Tonnen Rohmlich. Viel Holz, pardon, Milch. Und da das für mich und für Frau Holzmichel und dem Herrn Chang, dem Herrn Machionne und dem Herrn Ayatürk zu viel ist, ist der Preis so im Keller. Gäbe es die Aggrasubventionen nicht, die die meisten Bauern noch am leben halten, gäbe es rund 20% weniger Milchbauern und damit auch einen "fairen Milchpreis". Stochastisch gesehen steht die Chance 4 zu 1 , dass Frau Holzmann dann zufrieden ist.
Die Überproduktion gibt es nicht seit gestern. Zwar sind die Butterberge und Milchseen inzwischen abgebaut, aber trotzdem gibt es noch eine äußerst milchige Hürden:
Die Erzeugerquote. Die EU Kommission war so freundlich, den Milchbauern eine öhere Erzeugerquote zu gewähren. Höhere Quote heißt höhere Produktion. Das heißt wiederum: Es fließt mehr Milch aus den Eutern, als die Deutschen und die Chinesen und die Italiener und die Türken etc trinken können. Logische Schlussfolgerung: Die Preise sinken und Frau Holzmann jammert.
Schuld ist nicht etwa der böse Handel um Aldi und Co. Die tun das Normalste der Welt. Sie verhalten sich marktwirtschaflich. Er nutzt die Überproduktion aus, um niedrigere Einkaufspreise durchzusetzen. Eine Überproduktion, die der Handel weder verursacht noch zu verantworten hat, sondern, wie oben erwähnt, die Politik.
Die Deckelung er Milchpreise mit Steuergeldern hat sich als einen Schuss in den Ofen entpuppt. Die subventionierten Produktionsüberschüsse werden in die Futterverarbeiten umgewandelt, da die weltweite Nachfrage gestiegen ist. Der deutsche Verbraucher zahlt heute gleich mehrfach: höhere Preise und Subventionen, ohne dass der Landwirt als Unternehmer wirklich etwas davon hat. Das ist betrüblich und verägert nicht nur die korpolente Frau Holzmann.

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