Kann ich schreiben, ohne zu leben?
Kann ich leben, ohne zu schreiben?
Kann ich mich lieben, ohne zu leben?
Kann ich leben, ohne mich selbst zu lieben?
Kann mich mir selbst verzeihen?
Oder habe ich das längst getan?
Werde ich immer die gleichen Fehler begehen?
Für die ich einst auf die Knie gefallen bin?
Werden meine Knie langsam Wund?
Oder bildet sich Hornhaut?
Kann ich schreiben, ohne zu leben?
Oder tu ich das nicht schon längst?
Gefangen zwischen Mitte Links und Links Außen,
zwischen Broder und Andre Brie,
Zwischen Charles Darwin und Carl Rogers.
Zwischen Fundamentalismus und Realismus.
Zwischen Menschlichkeit und Eigennutz,
die in einem ständigen Konflikt,
zweifellos miteinander vereinbar sind.
Leben ohne zu schreiben war 20 Jahre möglich.
Doch seit ich schreibe, ist es kein Tag mehr möglich.
Ich lebe in Widersprüchen.
Zwischen Bettpfannen und Dokumentationsnot.
Zwischen Antiautorität und Pflichterfüllung.
Zwischen Zuwendung und Pflegenotstand.
Das System, indem wir leben, ist so asozial geworden,
dass ich mir nicht vorstellen kann,
ein Teil dieses System sein zu wollen.
Ich kann nur schreiben, in dem ich lebe.
Ich kann nur leben, wenn ich weiter schreibe.
Ich kann mich nur selbst lieben, in dem ich lebe.
Und ich kann nur leben, wenn ich mich selbst liebe.
Ich habe mir selbst längst verziehen.
Ich werde immer wieder Fehler begehen.
Meine Knie sind zwar Wund, doch sie werden geschont.
Und die Hornhaut kann man entfernen mit einem Bimsstein.
Sonntag, 6. Juli 2008
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